Bahnhof „Lahnburg“

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Die Digitalisierungsreise

Im Laufe der letzten Jahre verschlechterte sich die Elektrik/Elektronik unseres Vereinsbahnhofs. Die analoge Steuerung wurde nach der Umstellung auf den digitalen Fahrbetrieb zum Problem. Die 15 Jahre alte konventionelle Bahnhofssteuerung mit selbstgefertigten Steuerungsplatinen funktionierte zunehmend unzuverlässig. Viele Taster für Weichen, Signale und Fahrstraßen machten den Betrieb zum Glücksspiel. Ersatzteile waren schwer zu bekommen, und Kenner der „antiquierten“ Technologie waren rar.

Eine umfassende Modernisierung war notwendig – besonders für unseren großen Stelltisch, dessen Gleisbild nur im Ausstellungsbetrieb dem ursprünglichen Layout entsprach. Auch eine klare Dokumentation war überfällig. Es war dringend notwendig, unsere Modulanlage mit dem Bahnhof für Ausstellungen wieder auf Vordermann zu bringen.

Blick auf den alten Stelltisch / Elektrik
Altbestand & Ausgangslage – der Modernisierungsbedarf war deutlich.

Wir erweiterten die Sanierungsaufgaben: Motorische Weichenantriebe mit Herzstückpolarisation wurden erneuert, Flügelsignale (Viessmann) durch robustere Lichtsignale ersetzt. Ein „vergessenes“ Bahnhofsmodul ermöglichte zudem eine Verlängerung um 80 cm auf insgesamt 9,2 m. Dokumentation war der erste große Schritt – Tabellen für Kabel-Farbcodes, Signale, Weichen, Rückmelder, Bremsmodule & Co. entstanden und wurden stetig verfeinert.

Dokumentation und Planungsunterlagen
Dokumentation als roter Faden: Listen, Pläne & Standards.

Insgesamt waren zu planen/steuern: 32 Weichen, 26 Signale, zahlreiche Rückmeldeabschnitte und 13 Bremsabschnitte. Als Digitalsystem nutzen wir Lenz (LZV 200 + Booster LV103), gesteuert u. a. mit LH101-R Funkhandreglern. Weichen laufen über ESU SwitchPilot 3 Servo (mit Extension), Lichtsignale über ESU SignalPilot.

Kehrschleifen-Module: Lenz LK200. Rückmeldung: LRB08. Die maximale Bremsstrecke beträgt 800 mm, alle Loks werden auf diese konstante Strecke eingemessen. Für zuverlässige Verbindungen wurden Bahnhof, Module und Verbindungsleitungen mit 1,5 mm² neu verdrahtet; Modul-Übergänge via 12-polige Stecklüsterklemmen.

Der neue Stelltisch sollte flexibel sein: Ein Touch-Monitor mit Stellpult-Software ersetzt den alten Tisch. Ein handelsüblicher Monitor wurde über einen PC an das Digitalsystem angebunden. Ergebnis: ein DR S 60-ähnliches Drucktastenstellwerk auf Basis der Software ESTGWJ – für Nicht-Eisenbahner leicht vereinfacht.

Bahnhof Lahnburg – Übersicht
Bahnhof „Lahnburg“ – Überblick nach der Konzeptphase.

Umsetzung

Für die Umsetzung haben wir ein festes „Bahnhofsteam“ gebildet – klare Zuständigkeiten, saubere Vorgaben (Kabelfarben, Querschnitte etc.) und geordnete Abläufe. So führen wir neue Mitglieder gezielt an die komplexe Verdrahtung und Digitaltechnik heran.

Die Weichen-Servos wurden mechanisch sauber montiert und direkt am SwitchPilot eingestellt (Endlagen/Stellgeschwindigkeit). Herzstückpolarisation über Extension-Module. Probleme wie zu frühe Herzstückumschaltung (Kurzschluss) ließen sich durch reduzierten Anpressdruck der Weichenzungen beheben. Thema „Servobrummen“ wurde ebenfalls adressiert.

Die Signalsteuerung läuft über den ESU SignalPilot (16 LED-Kanäle), programmiert per ESU LokProgrammer (53451) – mit passenden, vorgefertigten Signalbildern. Danach: Aufräumen, Schönheitsreparaturen, dann Software-Konfiguration.

Detailaufnahmen der Umsetzung
Umbau-Details: neue Antriebe, neue Verdrahtung, neue Signaltechnik.

Software

Software: ESTGWJ (Website). Ziel war eine vorbildähnliche Stellwerks-Darstellung (vereinfacht). Die Einarbeitung in Dokumentation und Stellwerkslogik ist aufwendig, lohnte sich aber. Für „Vereinsheim“ und „Ausstellungsbetrieb“ entstanden zwei Stelltisch-Dateien (gedrehtes Layout, anderer Gleisumfang).

Bildschirmdarstellung Stellpult / ESTGWJ
ESTGWJ-Stellpult: übersichtlich & praxistauglich für den Vereinsbetrieb.

Probelauf

Nach Abgleich von Weichen-/Signal-Darstellung begannen wir mit dem Einmessen der Loks auf das ABC-Bremsen (konstanter Bremsweg 800 mm). Klingt einfach, braucht aber Geduld – am Ende steht ein umfangreiches Zahlenwerk.

Adresskonzept: Die ersten und die letzten beiden Ziffern der Loknummer ergeben die Digitaladresse (z. B. 213 333-8 → 2138). So lässt sich die Adresse direkt an der Lok, ablesen.

Im Vollaufbau in der Sporthalle traten zunächst Fehlausleuchtungen auf (induzierte Spannungen in Rückmeldeleitungen zum LRB08). Nach Tests mit Leitungen/Beschaltungen brachte letztlich die (undokumentierte) CV 54 für die Empfindlichkeit den Durchbruch – seitdem läuft der Betrieb stabil.